Hallo, mein Name ist Chaled und ich stamme aus Bagdad, ...

Hallo, mein Name ist Chaled und ich stamme aus Bagdad, der Hauptstadt des Irak. Ich bin 30 Jahre alt, als Muslim geboren, im Islam aufgewachsen und unterrichtet worden. Von Kindheit an habe ich gelernt, dass alle anderen Religionen Feinde des Islam seien. Selbstverständlich habe ich damals geglaubt, was meine Familie, die Schule und die Kultur mich gelehrt haben, weshalb hätte ich es infrage stellen sollen?

In den Sommerferien habe ich an Wettbewerben teilgenommen, bei denen wir Koranverse auswendig lernten. Doch dabei war nicht erlaubt, den Islam kritisch zu hinterfragen. Immer, wenn ich Zweifel äußerte, erhielt ich die gleiche monotone Antwort: „Das geht nicht, solche Fragen zu stellen macht Allah zornig.“

Nach dem Gymnasium habe ich Physik studiert und 2008 außerhalb des Irak eine gute Arbeitsstelle bekommen. Ich konnte in Nordafrika für eine internationale Firma im Computerbereich arbeiten. Dort habe ich das erste Mal im Leben bewusste Christen kennengelernt. Verblüfft stellte ich fest, dass die gar nicht so böse waren, wie man mich von Kindheit an glauben gemacht hat.

Meine christlichen Arbeitskollegen hatten gute moralische Standards und viel Freude im Leben. Sie kamen aus verschiedenen Ländern, und ich war neugierig, was ihren Glauben anbelangte. An einem Freitag ging ich in die einzige christliche Kirche in Tripolis, einfach um mal zu sehen, was bei Christen so passiert. Wie beteten sie Gott an?

Unglücklicherweise war ich ziemlich fehlgeleitet durch den Islam. Ich glaubte, dass die Christen drei Götter anbeteten. Und dass sie einen Priester bräuchten, um zwischen Gott und Menschen zu vermitteln. Und leider gab es in meinem Umfeld damals noch niemanden, der mir diese Vorurteile richtiggestellt hätte.

Zu dieser Zeit habe ich zufällig einige Fakten über Mohammed gelesen und herausgefunden, dass er Menschen versklavt und vergewaltigt hat. Das hat mich tief erschüttert. Ich überlegte lange und entschied schließlich, mich auf die Suche nach einer besseren Religion zu machen. Leider fand ich keine befriedigenden Antworten, so bin ich zuerst zum Agnostiker geworden und habe Gott verleugnet. Doch in meinem tiefsten Inneren habe ich immer gefühlt, dass Gott existiert.

Im Juli 2015 kam ich als Asylwerber nach Deutschland. Im Erstaufnahmelager hat Gott mir Menschen über den Weg geschickt, die mir die gute Botschaft von Jesus Christus das erste Mal richtig erklärt haben. Sie haben mir geholfen, mein falsches Verständnis von Christentum zu korrigieren.

Nach und nach habe ich verstanden, wer Jesus wirklich ist, was er für uns getan hat und dass wir durch ihn eine lebendige Beziehung zu Gott haben können. Eines Tages habe ich bewusst die Erlösung durch Jesus angenommen und möchte jetzt mein Leben mit ihm leben. Ich weiß, dass meine Sünden vergeben sind, weil ich an Jesus glaube. Und ich muss keine Angst mehr haben vor dem Tod und vor dem Gericht Gottes.

Egal was passiert und wie es in meinem Leben weitergeht, ich bin zuversichtlich, dass Gott mich recht führen wird, so wie es am besten für mich ist. Dafür will ich ihm danken – und auch allen, die mich begleitet haben. Schließen möchte ich mit einem Bibelvers, der ein Stück meines Weges beschreibt:

 

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.

Johannes 14,21

Ich bin Berdan und in Bulgarien geboren...

Ich bin in Bulgarien, in einer islamischen Familie geboren. Wir gehören zu den Bulgartürken, einer Gruppe von Türken, die während des osmanischen Reiches dort angesiedelt wurden. Ich stamme aus einer armen Familie, ich lernte Schweißer. Als Familie gingen wir zwar nicht in die Moschee, verstanden uns aber als Muslime. Ich bin das einzige Kind meiner Eltern und wurde islamisch aufgezogen. So musste ich einige islamische Gebete auswendig lernen, damit ich bewahrt werde vor Bösem.

 

Als ich 12 Jahre alt war, fuhr ich mit dem Zug zu meiner 60 km entfernten Großmutter. In den Schulferien bin ich immer in ihr Dorf gefahren. Die Seite dieser Großmutter war sehr islamisch. Vor und nach jedem Essen rezitierten sie Koranverse und Gebete. Sie lehrten mich, beim Hinsitzen und Aufstehen „Bismillah“ zu sagen, d.h. „im Namen Allahs“. Jeder machte sein rituelles Gebet, und ging zur Moschee. Einige der Verwandten waren in der Moschee Lehrer. Ich sah ihnen zu, wie sie das rituelle Gebet ausführten und machte es ihnen nach. Sie brachten mir bei: Allah ist ein unsichtbares Wesen und er wird jeden auf dieser Erde richten. Ich lernte von meiner Oma ein islamisches Nachtgebet. So keimte in meinem Herzen der Wunsch auf, Allah zu suchen. Ich begann einmal täglich am Abend das rituelle Gebet zu machen und wie man sich mit rituellen Waschungen reinigt. Ich verstand, dass es Gott gibt, auch wenn er weit weg ist. Ich beschloss in die Moschee zu gehen, um Koran zu lesen und ein echter Muslim zu werden. Doch als ich nach Hause kam, fühlte ich mich leer. Ich zweifelte: Warum richtet mich Allah, wenn er mich doch geschaffen hat? Warum lässt er mich in Sünde fallen? Doch dann ermahnte man mich, dass man Allah solche Frage nicht stellen darf. Ja, ihm gar keine Fragen stellen darf, denn sonst sündigt man. Allah ist dort und ich hier. Er wird mich richten. Das ist alles. Mehr gibt es nicht zu erfahren, dachte ich.

 

In unserem Stadtteil kamen Christen und sangen Lieder und predigten. In meiner Muttersprache Türkisch. Der Kommunismus hatte in dieser Zeit schon abgewirtschaftet. Ich fand das, was die Christen machten doof und auch meine Freunde.

 

In der 4. Klasse, 10. Klasse kamen gläubige Christen von einer bulgarischen Gemeinde in die Schulklasse. Sie durften uns aber nicht vom christlichen Glauben erzählen. Das wollte der atheistische Lehrer nicht.  Aber sie durften uns bebilderte Kinderbibeln da lassen. Der Lehrer selbst übergab uns diese Bibeln. Er sagte: „Schaut euch die Bibeln an, aber glaubt nicht daran!“ „Wir als Schule haben den Christen versprochen, Euch die Kinderbibeln zu überreichen und halten unser Wort. Aber ihr müsst wissen, wir glauben nicht daran.“ Wir Schüler fragten den Lehrer: „Warum geben Sie uns dann diese Bücher?“ Er antwortete: „Die Christen sagten mir, ich soll Euch sagen, dass es jemand gibt, der die Sünden vergibt. Aber ich als Lehrer sage, dass das Quatsch ist. So jemanden gibt es nicht!“

 

Ich fühlte wie etwas in mir sich bewegen. Ich sah Jesus auf den Bildern, wie er Menschen heilt, liebt. Ich dachte: „Ich soll als Muslim nicht daran glauben, weil es das Buch der Christen sei.“ So legte ich es auf den Schrank und öffnete es nicht mehr. Ich wollte es eigentlich lesen, aber ich empfand in meinem Innern, dass das nicht passend sei. Eines Tages fand mein Vater die Kinderbibel: „Was hat das hier zu suchen?“, fragte er empört und zerriss sie und warf die Reste weg. Ich war darüber traurig: „Es war doch auch ein Buch Allahs. Warum wurde es zerstört?“

 

Ich suchte weiter nach Gott. Ich hatte innerlich eine tiefe Sehnsucht. „Warum sprach Gott nicht mit mir? Wo er doch alles kann, warum half er mir nicht?“ Da fing ich an zu zweifeln, ob es Gott überhaupt gibt? Ich fing an, an die Vorherbestimmung zu glauben. Alles ist unveränderlich vorherbestimmt. Der Plan Gottes liegt fest, egal was Du auch tust. Ich hörte oft, wenn etwas schiefging, dass das von Gott so vorherbestimmt war. Ziemlich trostlos.

 

Ich schloss mit der Realschule ab und fühlte mich in dieser Zeit sehr, sehr einsam, obwohl ich viele Freunde hatte. Ich fragte: „Gott, wo bist Du?“ Meine Freunde, konnten diese Leere nicht füllen. Ich wollte doch verstehen! Warum ist Gott immer so weit weg von mir und zornig auf mich?

 

Eines Tages lernte ich ein Mädchen kennen, die in eine bulgarisch-christliche Gemeinde ging. Sie erzählte mir andauernd von Jesus. Ich widersprach ihr innerlich: „Das ist der Gott der Christen, nicht meiner.“ Von meiner Mutter hörte ich nur allzu oft: „Wir sind als Muslime geboren und werden als Muslime sterben. Wenn jemand Christ wird, muss er 40x umkehren, bis er wieder Muslim wird“.

 

Ich versuchte das Mädchen vom Islam zu überzeugen. Ich sagte Ihr: „Der Islam ist gut!“ Und das obwohl ich selbst nichts vom Islam wusste. Ich las nicht einmal den Koran. Ich fragte mich: „Wie kann ich diese Mädchen auf den Weg des Islam bringen?“ Sie lud mich mehrfach in ihre christliche Gemeinde ein. So besuchte ich diese Gemeinde um ihretwillen. Doch mein Ziel war es, die Fehler ihrer Religion herauszufinden und sie zum Islam zu bringen. Die Christen haben sie sicherlich einer Gehirnwäsche unterzogen, dachte ich.

 

Im Gottesdienst spürte ich allerdings, wie meine jahrelange Leere auf einmal gefüllt wurde. Als hätte ich das gefunden, was ich immer suchte. Aber das konnte doch nicht sein, sagte ich mir. Du kannst auf keinen Fall Christ werden!

 

Ich ging sofort aus der Kirche hinaus. Für 3-4 Monate verbot ich es mir, diese Kirche zu besuchen. Den Prediger kannte ich vom ersten Kirchenbesuch. Auf der Straße sprach mich der Prediger öfters nett an. Und ich hatte weiterhin Kontakt zu dem Mädchen. Der Prediger sagte: „Möchtest Du nicht wieder in den Gottesdienst kommen?“ – Weil man in unserer Kultur Älteren die Ehre erweist und und ihre Wünsche nicht abschlägt, ließ ich mich umstimmen. Die Predigt lautete „Tod oder Leben? Was willst Du wählen?“. Da verstand ich zum ersten Mal, dass wir Menschen die Freiheit bekommen haben, um zu wählen zwischen Ewigem Tod und Ewigem Leben. Ich war mir sicher, ich wollte Jesus, das Leben wählen. Doch irgendwie kam mir das doch blöd vor. Denn dann hätte ich Christ werden müssen. Christen glauben nicht an Schicksal, aber das gibt es doch!

 

So blieb ich einen weiteren Monat der Gemeinde fern. Der Pastor traf mich gelegentlich und lud mich zu einer Jugendveranstaltung in einer anderen Stadt ein: „Willst Du nicht mitkommen?“ – Ich ließ mich dazu nur allzu gern überreden: „Ja, o.k. ich liebe es zu reisen, deshalb komme ich mit.“

Ich hörte jemanden predigen: „Gott ist unser engster Freund!“ Das brachte mich zum Nachdenken. Weil die Veranstaltung in einer anderen Stadt war, konnte ich nicht einfach weggehen und hörte bis zum Schluss zu. Der Prediger hatte im bulgarischen Wehrdienst schwere Tage erlebt. Doch er spürte mitten drin, wie Gott sein Freund und ihm nah. Gottes Worte füllten mein Herz mit Freude.

 

Trotzdem vermied ich für weitere zwei Monate den Gottesdienstbesuch. Denn ich fühlte mich völlig durcheinander. Ich dachte, wenn ich nicht in die Kirche hingehe, ist das besser für mich. Denn ich fürchtete mich, meine Religion zu verlassen. Das geht gar nicht! Der Islam ist doch die Wahrheit. Ich fürchtete auch meine Umgebung, dass alle schlecht über mich denken. Das tun manche heute noch. Denn es gab damals schon Muslime, die den Islam verlassen hatten und Christen wurden. Auch ich hatte solche Personen angegriffen.

 

Einmal machten wir als Klicke in der Freizeit Sport, Gewichtheben in einem Schulhof. Ein Mann, älter als wir, kam dazu. Er war Christ aus besagter Gemeinde. Er machte zwar mit uns Sport, sprach aber andauernd über Jesus Christus und den Glauben. Meine Freunde hörten ihm zwar zu, aber ich wollte das nicht. Denn ich fürchtete mich, Christ zu werden! Dieser Mann hatte eine besondere Vollmacht, wenn er sprach, das spürte ich. Das ging vielleicht 10 Tage lang so weiter.

Jeden Abend nach der Schule redete er mit uns über Jesus. An einem Abend, nachdem alle gegangen waren, fand ich mich plötzlich ganz allein mit ihm. Ich dachte: „O nein, jetzt bin ich ihm ausgeliefert und muss ihm wieder zuhören!“ Er las mir einen Bibelvers vor: Johannes 3,16. Das brachte mich sehr zum Nachdenken. Ich dachte: „Wie kommt es, dass eine Person, die mich gar nicht kennt, mich liebt und für mich gestorben ist?“ Das erstaunte mich. Ich spürte, dass das etwas ganz Besonders war. In dieser Nacht grübelte ich lange darüber. Mitten in der Nacht wachte ich auf und hörte im Traum eine deutliche Stimme, die dreimal sagte: „Geh tu Buße, geh kehr um, geh ändere Dein Leben!“ – Das überzeugte mich und brachte mich in die Gänge! Das wollte ich sofort tun und entschied mich, dass ich am nächsten Tag in der Gemeinde öffentlich Buße tun, mich bekehren würde. Es war Sonntag.

 

Ich erzählte meinen Eltern von meinem nächtlichen Erlebnis. Sie rieten mir: „Erst machst Du Deinen Wehrdienst, dann kannst Du immer noch Christ werden! Denn als Christ, kannst Du Dich selbst nicht verteidigen, wenn böse Leute da sind.“ – Doch ich hatte mich entschieden. Ich ging in die Kirche, erzählte von meinem Traum und meinem Wunsch umzukehren. Der Pastor sprach mir das Gebet der Umkehr vor und ich sprach es ihm nach. Zugleich spürte ich, wie meine Leere sich füllte. Seither ging ich wöchentlich in die Gemeinde. Ein Jahr später wurde ich getauft.

 

Das Wort aus Johannes 3,16 und mein Traum, hat meine Entscheidung gefestigt. Jesus als Gottessohn zu sehen, war für mich kein Problem. Dass jemand für mich sterben würde, damit ich zum Leben komme, das brachte mich sehr stark ins Nachdenken.

 

Ich erklärte allen, dass ich jetzt Christ geworden war. Zuerst fanden das meine Freunde doof. Einige Freunde verließen mich. Nur einige engere Freunde blieben bei mir und sie kamen auch in die christliche Gemeinde. Sie fanden aber nicht zum Glauben. Ich bete noch heute für sie. Als meine anderen Freunde keinen Fluch, kein Unglück in meinem Leben sahen, kamen sie nach einem Jahr zurück zu mir. Alle besuchten auch die Gemeinde, aber kein einziger hat bisher zu Jesus gefunden.

 

Das Bibellesen begann mit meiner Hinwendung zu Jesus. Ich las die Bibel offen vor meinen Eltern. Sie waren nicht direkt dagegen. Eines Tages wurde meine Bibel bei einem Besuch von meinen Verwandten meiner Oma zerrissen. Sie verbrannten sie vor mir. Ich dachte mir: „Ich werde mir eine neue Bibel besorgen. Kein Problem.“

 

Danach begann mein Wehrdienst für 9 Monate. Der Herr war mit mir, obwohl ich nicht viel von der Bibel wusste, bekehrten sich in dieser Zeit 10-12 Wehrdienstleistende. Mein Glaube wurde sehr gestärkt. Ich war einfach nur gesegnet. Immer wenn was Schlechtes am Horizont war, trat jemand auf und verteidigte mich.

 

Die Reaktionen meiner religiösen Verwandten auf meine Hinwendung zu Jesus war Zorn. Sie werfen mir vor: „Du bist ein Ungläubiger geworden und musst Buße tun und zum Islam zurückkehren!“ Ich darf sie zwar heute besuchen, aber über das Thema Glauben sprechen wir nicht mehr. Anfangs hatten wir oft darüber diskutiert und als sie merkten, dass sie mich nicht überzeugen können, sondern eher ich sie, wurden sie vorsichtig. Deshalb vermeiden sie das Thema und ich dränge mich auch nicht auf.

 

Muslime finden es sehr wichtig, dass man Eltern ehrt, achtet, gehorcht und hilft. Wenn jemand predigt, dass man Eltern achten müsse, könne seine Religion nicht ganz so schlecht sein, hieß es in meiner Umgebung.  Und genau das wurde in der christlichen Gemeinde gepredigt. Somit war eine gewisse Toleranz in Bulgarien unter Muslimen dem christlichen Glauben gegenüber vorgeben.

 

Dagegen wurde Konversion negativ eingestuft. Der Vorwurf lautete, dass so jemand einfach aus Hoffnungslosigkeit seine Religion ändere und seine Religion verkaufe. Auch wenn Muslime Konvertiten nicht direkt ins Gesicht schlagen, so reden sie doch hintenherum schlecht über einen. Da Bulgarien ein dem Namen nach christliches Land ist, können dort Muslime nicht so radikal vorgehen, wie in manch anderen Ländern. Heute ist das aber schwerer geworden, weil andere muslimische Länder radikale Muslime in Bulgarien unterstützen.

 

Im Islam stiehlt man eigentlich nicht, tötet nicht, isst nichts Verbotenes. Das Herz soll rein sein, die Ehe darf nicht gebrochen werden. Regeln gab es für alles. Vieles, was ich machen musste. Regeln, Regeln, Regeln. Die fehlende Freiheit machte mich wirklich müde. Als ich Christ wurde, erkannte ich, dass Gott uns nicht in erster Linie richten will, sondern uns nahe sein will. Wunderschön!

 

Ich erhielt meine erste Aufgabe in der Kirche vom Pastor: Kirche fegen und die Toilette säubern. – Ich machte das wirklich mit Freude. Ich dachte mir: „Ich mache jetzt etwas für Gott! Egal was!“ Freude erfüllte mich. Im Winter stieg ich vom Putzer auf zum Holzspalter. Denn der Ofen brauchte Holz und Holz musste in den Keller. Dann durfte ich heizen. Danach wurde ich als Ältester eingesetzt und zum Predigen eingeteilt. Ich betreute einige Hauskreise und Jugendkreise.

 

Früher gab es die Osmanen und einige Türken blieben nach den Kriegen in Bulgarien. Seither leben Türken in Bulgarien als Muslime. 2002 kam ich zum Glauben. Vorher gab schon seit 1995 große geistliche Erweckungen unter muslimischen Türken in Bulgarien. 270 Gemeindeglieder gab es allein in meiner Stadt. Ich war einer der letzten, die zu Jesus fanden in dieser Bewegung.

 

Ich arbeitete in verschiedenen Berufen in Bulgarien, was sich eben anbot. Im Jahr 2010 gab es in Bulgarien eine schwere Wirtschaftskrise und immer weniger Arbeit. Für ein Jahr war ich arbeitslos. Schockierend. Ich dachte nicht daran, ins Ausland zu gehen. Ich betete: „Herr, was soll ich tun? Die Gemeinde will ich auch nicht im Stich lassen.“ Ich war ja Ältester. Mein Onkel war vorher schon nach Deutschland gezogen und rief mich an: „Willst Du nicht zu mir nach Deutschland kommen?“ Ich sagte: „Nein! Denn ich diene hier in der Gemeinde.“ Doch er lud mich wiederholt ein und sagte mir ich solle mich melden. Nach weiteren 10 Tagen wurde es immer schlimmer mit unserer wirtschaftlichen Situation. Ich betete. Ich dachte, ich würde nur 2 Monate in Deutschland arbeiten um genug Geld zu sammeln, damit ich uns durchbringen könnte. Dann würde sich sofort wieder zurück nach Bulgarien. So ging und kam ich nach Deutschland mit dem Minibus. Zuerst sammelten wir Eisenschrott zusammen. Dann folgten wechselnde Jobs. 1,5 Jahre nachdem ich angekommen war, fand ich eine türkisch-bulgarische Gemeinde in meiner Nähe. Bisher hatte ich einfach keine Gemeinde gefunden. Das war sehr schwer. An einem christlichen Büchertisch sah ich eine christliche Tanzgruppe. Ein junger Mann sprach mich an: „Hier wird über den christlichen Glauben gesprochen und möchtest Du keinen Kaffee haben?“ Ich stellte mich dazu und er sprach Deutsch, Englisch und mit vielen Handzeichen mit mir über den Glauben. Und ich sagte ihm, ich sei Christ. Er sagte: „Hier ich zeige Dir eine Gemeinde“ Voller Freude besuchte ich diese deutsche Gemeinde für zwei Monate. Eine griechische Frau, die mit zyprischen Türken verheiratet war konnte ein wenig Türkisch und übersetzte mir die Predigt. Dann gab mir der Pastor eine Telefonnummer eines Amerikaners, der Türkisch konnte. Endlich traf er mich und ich geriet außer mich, endlich nach 1,5 Jahren ein Christ, der Türkisch konnte. Er brachte mich mit einem deutschen Christen in Verbindung, der einen türkischen Gottesdienst betreute. Er bat verstand, dass ich Christ war und vertraute mir. Er bat mich über das Passahlamm zu predigen. Nach meiner Eingangspredigt wurde ich eingeladen jeden dritten Sonntag zu predigen. In dieser Gemeinde diene ich mit einem Türkeitürken und einem zweiten Bulgartürken als Älteste meinem Herrn Jesus.

 

Wenn ich den Deutschen einen Rat geben sollte, würde ich sagen: Geld ist ein zu großes Thema. Es geht auch deutschen Christen zu viel ums Geld. Das sollte nicht an erster Stelle stehen. Die Deutschen arbeiten extrem viel und wenn sie mit Muslimen und Türken reden sind sie zu schweigsam und bekennen ihren Glauben nicht. Sie sollten ihren Glauben offen und mutig bekennen! Unser Herr Jesus ist gewaltig und kann heute noch retten. Das müssen die Leute hören.

 

Wenn die Deutschen mit den Türken zusammen eine christliche Gemeinde bilden, wäre das besser. Denn die Deutschen können viel von den Türken lernen und umgekehrt die Türken viel von den Deutschen. Zum Beispiel, dass dass man beizeiten den Gottesdienst beginnt. Die Deutschen umgekehrt, dass man nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Heiligen Geist Christ sein sollte.

 

Ich muss unbedingt noch besser Deutsch lernen, um mit hier lebenden Menschen zufriedenstellend leben zu können. Sonst kann man keine Verbindung aufbauen. Wo immer der Herr mich hinführt, dort will ich hingehen. Dort will ich ein Segen sein.

Frau Anaram hofft ...

Anaram (35) hofft, dass sie ihren 6-jährigen Sohn in einigen Monaten wieder in die Arme schließen kann. Seit Kurzem hat die Iranerin eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Ihr kleiner Sohn lernt etwas Englisch, aber ein Leben in Deutschland kann er sich noch nicht vorstellen. Er lebt noch bei Verwandten im Iran.

 

Anarams Großeltern sind strenge Muslime. Ihr Vater, der bereits verstorben ist, wurde sehr konservativ geprägt. Er war gottesfürchtig, aber nicht religiös. Für seine drei Kinder suchte er bewusst persische Namen aus. Seine deutschen Arbeitskollegen im Iran prägten seine Meinung über Deutschland­: „Deutschland ist stark. Deutsche sind diszipliniert. Dort gibt es keine Probleme.“

 

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf wächst Anaram auf. Durch das Vorbild ihrer Mutter und Großeltern besucht sie regelmäßig die Moschee. In der Nachbarschaft steht eine Kirche. Sie selbst ist zu schüchtern, um hin zu gehen. Als ihre Freundin ihr eine Bibel auf Farsi schenkt, versteckt sie das kostbare Buch sofort. Bei jeder Gelegenheit liest sie darin. Als ihre Mutter entdeckt, wie sie sich über christliche Inhalte mit Facebook und Instagram informiert, warnt sie ihre Tochter eindringlich: „Ganz gefährlich!“ 12 Jahre recherchiert Anaram. Ihre Tante hilft ihr, Informationen über viele verschiedene Religionen zu finden. Anaram und ihre beiden Geschwister haben die Gelegenheit zu studieren. Sie wählt das Jurastudium, natürlich islamisch geprägt.

 

Schließlich bekommt sie Kontakt zu einem christlichen Hauskreis. Geheime Treffen, die per SMS kurzfristig ausgemacht werden. Als die Kontaktperson ins Gefängnis kommt und gefoltert wird, flieht sie aus dem Iran. Gott trägt sie. Durch die Nächte. Die Fußmärsche bei kaltem Wetter. Auf dem Wasser mit den überfüllten Schlauchbooten. Bei sehr hohem Fieber. Durch viele Länder. In der Türkei ist Warten angesagt. Eigentlich will sich Anaram bereits dort taufen lassen. Doch plötzlich geht die Reise weiter.

 

Immer wieder erhört Jesus ihre Gebete: Ihr zu Hause gebliebener Sohn wird nicht krank in ihrer Abwesenheit. Ihre bereits in Deutschland lebende Schwester absolviert ihre Prüfung an der deutschen Uni mit Bestnote. Ihre Freundin erwartet Nachwuchs nach vielen Jahren Kinderlosigkeit. Gott habe ihr Denken verändert. Für sie als Juristin fasst Philipper 4,8.9 gut zusammen, was sie empfindet:

 

„Im Übrigen, meine Brüder und Schwestern: Richtet eure Gedanken auf das, was schon bei euren Mitmenschen als rechtschaffen, ehrbar und gerecht gilt, was rein, liebenswert und ansprechend ist, auf alles, was Tugend heißt und Lob verdient.

 (Lebt so, wie ich es euch gelehrt und euch als verbindliche Weisung weitergegeben habe und wie ihr es von mir gehört und an mir gesehen habt.)

Gott, der Frieden schenkt, wird euch beistehen!“ (Gute Nachricht)

 

Sie sucht nach deutschen Worten. Sie fragt die Sprach-App auf ihrem Handy. Die wörtliche Übersetzung heißt: „Entspannung mit Gott. Der Stress mit Gott ist weg. Gott wohnt in meinem Herzen.  Er gibt mir Ehre. Jetzt habe ich Sinn in meinem Leben! Mein Herz ist ruhig.“

 

Nun steht der Taufe nichts mehr im Weg. Bei 30 Grad im Bach bekennt sie sich mit anderen öffentlich zu Jesus Christus. Unterdessen weiß auch ihre Mutter, dass sie Christin ist. Sie besuchte sie bereits im Asylheim einer deutschen Großstadt. Mehr als Worte spricht ihr Geschenk für ihre Tochter: eine Halskette mit Kreuzanhänger. Anaram trägt sie immer. Bewusst. Im Asylheim und im Deutschkurs wissen unterdessen alle: Anaram ist Christin, obwohl sie Iranerin ist. Die anwesenden Muslime ziehen die Stirnen kraus, aber die Deutschlehrerin wirbt bei allen um Toleranz.

 

Beim Deutsch Lernen ringt Anaram um Konzentration, da ihre Gedanken immer um ihren Sohn kreisen. Warten braucht Kraft. Im Persischen bedeutet der Name ihres Sohnes “starker Mann”. Der große Wunsch seiner Mutter: „Er soll stark werden in Gott!“

Ich bin Mehdi und stamme aus dem West-Iran...

Ich bin Mehdi und stamme aus dem West-Iran, einem kalten Klima mit einer Großstadt umgeben von Bergen. Meine Eltern wohnen immer noch dort. Ich gehöre zu einer Großfamilie mit 7 Kindern, davon 4 Mädchen. Als der Älteste von den Söhnen bekam ich öfters eine Ohrfeige ab. 2 Schwestern sind älter als ich. Als begeisterter Fußballspieler in einem Verein war ich Mittelfeldspieler.

 

Wie der Islam ist, sehe ich an meinem Vater. Das gefällt mir überhaupt nicht. Mit Druck und Gewalt will er uns in seine Überzeugung pressen. Ich muss immer das islamische Gebet einhalten, 5-mal täglich. Einmal muss ich als 14-Jährige in die Moschee mitgehen. Ich habe nagelneue Schuhe im Eingang abgestellt und sie werden mir dort geklaut. Genau dort, wo anscheinend gebetet wird. Wenn Du das und das machst, dann wird Allah dich in die Hölle werfen. Im Islam ist immer von Druck und Finsternis die Rede. Wir werden eingeschüchtert und durch Ängste gebunden.

 

An den islamischen Vorwurf, dass die Bibel gefälscht sei, habe ich nie geglaubt. Ich liebe Geschichte und in unserer Stadt gibt es über die biblische Königin Esther ein Museum. Wenn die Bibel gefälscht gewesen wäre, dann hätte man die ganze Weltgeschichte auch ändern müssen, denn die biblische Geschichte stimmt mit der Weltgeschichte überein, z. B. bzgl. der Könige und Weltreiche. Aber ich fragte mich, wie es möglich sein könnte, dass ein Toter zum Leben auferstehen kann.

 

Nach meinem Gymnasiumabschluss machte ich 2 Jahre Wehrdienst. Mein Vater war Lokführer. Er war streng, aber gerecht. Mein Vater nahm mich überall mit. Meine Schwestern wurden von Vater manchmal im Zorn rausgeworfen, doch meine Mutter brachte sie zurück. Bei meinen Schwestern zerbrachen dadurch aber etwas. Vater war oft jähzornig. Deshalb liefen meine Schwester weg zu Verwandten. Ich als Ältester wurde oft geschlagen. Ich arbeitete beim Fotographen als 14-Jähriger, damals war alle mit Schwarzweißfotos. Man musste sie im Laborwasser mit Rotlicht entwickeln. Der Fotograf war begeisterter Taekwondo-Anhänger und brachte es mir manches bei. Ich versuchte möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen. Am Wochenende gehen wir auf den Berg, sagt er. Gib Deiner Familie Bescheid. Dort werden wir ein Zelt aufbauen. Doch als ich es meinem Vater erzähle, verbietet er den Ausflug. Ich gehe heimlich abends los und komme erst am nächsten Abend zurück. Mein Vater sagt darauf: „Scher Dich weg.“ Daraufhin bringe ich einen Freund zur Verstärkung mit nach Hause. Leider mag ihn mein Vater nicht. Doch das wusste ich damals nicht. Mein Vater schickt ihn weg. Dann schlug mich mein Vater ziemlich.

 

Meine Mutter weint heute noch oft am Telefon. Ich bin sehr aktiv und will nicht herumsitzen. Doch mein Vater will mich bevormunden, was ich nicht akzeptierte. Ich kann in meinem Wohnort Wehrdienst leisten als Gendarm. Mit (*1979) 21, nach Beendigung meines Wehrdienstes, verlasse ich meine Stadt. Ich komme als Tourist nach Ankara in der Türkei. Weil ich kein Türkisch kann, finde ich keinen Job. Nach 5 Tagen ist mein Geld zu Ende und ich kehre nach Teheran zurück. Dort beginne ich als Kosmetik-Verkäufer zu arbeiten. Nach 2 Jahren (2004) gehe ich wieder in die Türkei. Dort bleibe ich diesmal länger und arbeite in einer Mineralwasserfabrik. Die Einsamkeit quält mich sehr. Ich habe das Ziel, noch andere Länder kennen zu lernen.

 

Ich will das Gegenteil von dem tun, was mein Vater will. Er sagte, ich solle den Koran auswendig lernen und Mullah werden. Mein Vater sendet meinen kleineren Bruder in diese Ausbildung, doch der bricht mitten in der Ausbildung ab. Dadurch wäre die Familie gesegnet worden. Mein Vater will, dass ich in der Stadt, im Land bleibe. Das Gegenteil tue ich.

Dadurch erlebe ich viele Nöte und die Einsamkeit. Ich helfe anderen, die neu ankommen, im Iran und in der Türkei. Ich habe Verständnis für sie, für ihre Einsamkeit. Ich fürchte mich gleichzeitig vor den Menschen und ziehe mich immer mehr zurück. Aber wenn Neuankömmlinge kommen, helfe ich ihnen mit Ratschlägen.

 

Ich bleibe für 4 Jahre in der Türkei, wo ich Türkisch nebenbei lerne. Von Ankara aus gehe ich nach Istanbul, wo es mir nicht so gefällt. Doch in dieser Zeit gehe ich zum ersten Mal wegen meines Freundes Maysam (jetzt in den USA) in eine orthodoxe Gemeinde im Stadtteil Beyazit. Das ist für mich sehr komisch. Weil ich in der Türkei frei bin, kann ich in diese Kirche gehen. Im Iran hätte mein religiöser Vater, wenn er das erfahren hätte, sofort die Religionspolizei gerufen und uns verraten. In der orthodoxen Kirche verstehe ich zwar nichts, aber ich fühle mich wohl und sicher. Maysam empfiehlt mir noch weitere Gemeinden auch persische. Doch ich besuche sie nicht, weil sie weit weg liegen. Ich frage nicht nach anderen Gemeinden, weil ich ängstlich bin. Ich denke, diese Ängstlichkeit kommt von meiner Erziehung.

 

Dann gehe ich zurück in den Iran, nach Teheran. Dann bleibe ich für 1 Jahr. Ich nehme jetzt an einer protestantischen Untergrundgemeinde teil. Über das Internet komme ich wieder Kontakt mit Maysam, der schon in den USA ist. Er hatte mir Bücher, CDs gegeben, von denen ich viel gelernt habe. Wir versammeln uns als Untergrundhauskreis immer in neuen Treffpunkten, um nicht erwischt zu werden. Angst ist immer mein Begleiter, aber ich gewöhne mich daran, als Aufmüpfiger. Was mich am meisten auf den Weg zum Glauben beeinflusst hat, waren Predigten. Natürlich erzählten viele von ihren erlebten Wundern, die ihnen Jesus schenkte. Auch das stärkte mich im Glauben. Aber Predigten anzuhören, hat in mir entscheidend geholfen.

 

Der iranische Staat sagt, dass die Christen Verräter sind und in die Hölle gehen. Man darf sie nicht begrüßen, ihnen Frieden wünschen. Momentan ist es etwas lockerer, aber immer noch werden Leute ins Gefängnis gesteckt. Aber die Regierung fürchtet sich vor den Anschuldigungen anderer Länder. Sie hat die Todesstrafe für Konvertiten, die missionieren, christliche Bücher schreiben oder Versammlungen gründen… Sie verlangen, dass ein Konvertit ein Bekenntnis unterschreibt, in dem er seine Rückkehr zum Islam bestätigt. Aber nach 3-maliger Rückkehr zum Islam glaubt das keiner mehr und man wird erhängt.

 

In diesen Treffen lerne ich die Liebe unter Gläubigen kennen. Sie helfen mir bei der Wohnungssuche, leihen mir Geld, wenn nötig. Erst später erkennte ich, dass Jesus für mich am Kreuz starb. Gott wollte, dass ich über sie meinen Herrn Jesus Christus kennen lerne. Es gibt nur wenige Bibeln in Farsi (damals). Jemand erzählt die biblischen Geschichten. Wir singen christliche Lieder. Jeden Tag beteten wir. Über SMS bekommen wir letzte Anweisungen, wo wir uns in welchem Haus treffen werden. Immer im letzten Moment wird aus Sicherheitsgründen die Adresse geändert.

Eines Tages sendet die Frau, die uns immer die Einladungs-SMS schickt, keine SMS. Wir erfahren, dass die Hisbollah sie gefangen genommen und ihre Bücher, CDs beschlagnahmt hat. Deshalb fliehe ich sofort aus dem Iran. Was aus der SMS Frau wird, erfahre ich später. Sie wird ins Gefängnis geworfen, gefoltert. Was wohl aus den anderen 9 Teilnehmern wird? In unserem Hauskreis gibt es mehr Männer als Frauen. Frauen fürchten sich mehr, an so etwas teilzunehmen. Frauen dürfen auch nicht so einfach wohin. Aber alle Teilnehmer sind junge Leute.

 

Mit 26 fliehe ich dann endgültig illegal aus dem Iran über die Berge. Wir zahlen damals einen kleinen Betrag an Fluchthelfer. Als kleine Gruppe von 18 Flüchtlinge sind wir nachts über die Berge unterwegs. Ich habe zwar einen Pass, aber weil ich fürchte, dass mein Name auf einer Liste ist, fliehe ich illegal. Die meisten anderen sind afghanische Flüchtlinge außer einem iranischen Freund von mir.

 

Von der Türkei aus geht es nach Griechenland. Dort treffe ich einen alten griechischen Schreiner. Er hilft mir sehr. Ich wohne in seinem Haus. Er lehrt mich das Handwerk. Holzbalken, Häuser, Türen, Tische, Stühle, alles von Hand. Ich lerne Griechisch. Doch die wirtschaftliche Situation in Griechenland wird immer schlechter. Wir erhalten keine Aufträge mehr.

 

Ich entscheide mich, nach Istanbul zurück zu kehren. Doch auch dort ist kein Auskommen. Nach einiger Zeit versuche ich per Schlauchboot auf eine der griechischen Inseln zu kommen, um einen Asylantrag zu stellen. In unserem 3-Meter-Schlauchboot sind wir 7 Personen.

 

Unser erster Versuch ist mit einem Boot mit 20 Personen. Der Motor gibt seine letzten Lebenszeichen in der Hälfte der Strecke auf und die türkische Küstenwache bringt uns zurück.

Eine Woche später wagen wir unseren zweiten Versuch. Wieder Probleme, weil das Schlauchboot an einem Stein aufreißt, noch bevor wir es zu Wasser lassen können. Natürlich müssen wir bezahlen.

 

Beim dritten Versuch schaffen wir es. Mit unserem Boot fliehen noch weitere 3 Schlauchboote teilweise mit 45 Personen total überfüllt. Von einem kleinen Benzinmotor angetrieben, fahren wir in der Nacht über 3 Stunden auf dem Wasser. Es gibt türkische und griechische Kontrollboote, die unsere Flüchtlingsboote in die Türkei zurückdrängen. Einige Personen scheinen zu ertrinken. Auf der Reise gibt gute Menschen, aber auch böse. Da uns viele unbekannt sind, bleiben wir sehr vorsichtig. Bei der Überfahrt über die Ägäis habe ich Todesangst und schreie zu Jesus Christus, denn wir haben den Weg zur Insel verloren. Nur noch ganz weit entfernt, sehen wir Lichter. Ich bin zu der Zeit zwar gläubiger Christ, aber in der Todesangst erfahre ich Jesu Hilfe noch einmal ganz anders. Er rettet uns! Auf der griechischen Insel angekommen stellen wir unseren Asylantrag.  Das war im Jahr 2015.

 

Ein großes Fährboot soll uns eigentlich gleich aufnehmen und ans Festland bringen. Doch es kommt erst nach 4 Tagen. Vom griechischen Festland aus, gehen wir zur mazedonischen Grenze. Dort geben sie uns andere Papiere und wir werden gefragt, wohin wir wollen. Wir geben Deutschland an, weil wir wissen, dass dort Atheisten, Christen, Andersgläubige frei leben können, eine echte Demokratie eben.

 

Für 15 Tage sind wir mit Zug, Bus und viel zu Fuß unterwegs. Übermüdet, ohne Schlaf, hungrig. Für 14 Tage ernähren wir uns fast ausschließlich von Thunfisch, der uns angeboten wird. Die Vereinten Nationen UN hilft. Über Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien, Österreich bis nach München. 2-3 Tage hält man uns in der Polizeikontrolle in München fest. Manche werden zurück nach Österreich geschickt. Doch wir erhalten Papiere und dürfen nach Gießen weiterfahren. In Mazedonien blockieren Taxifahrer den Zug, um ein Geschäft zu machen. Alle müssen mit dem Taxi fahren. Unsere Flucht von der Türkei bis Deutschland kostet uns jeweils ca. 2000 Euro mit allen Bootsversuchen. Die Schlauchboote müssen ja immer neu gekauft werden.

 

An meinem Wohnort in Deutschland suche ich über das Internet eine christliche Gemeinde und finde eine kleine türkischsprachige Gemeinde denn ich kann ja auch Türkisch. Mein Ziel ist es ein öffentliches Bekenntnis abzulegen, Buße zu tun und getauft zu werden. Genau das geschieht!

Der Älteste Sami aus christlichen Gemeinde hilft mir sehr. Er zeigt mir die Umgebung vom Asylheim, fährt mit mir Bahn, gibt mir einen ersten Job, damit ich etwas verdiene, um meine Ausgaben zu bezahlen. Er schenke mir sogar sein eigenes Fahrrad, mit dem ich fahren kann. Echt lieb von ihm!

Ich werde von jetzt ab jedem sagen, dass ich den Weg, Jesus gefunden habe und mein Leben sich verändert hat und ich meinen Aufstand beendet habe und zum Frieden gefunden habe. Das bekenne ich auch meinen Eltern und Geschwistern. Mein Vater wird darüber sehr zornig und spricht bis heute nicht mehr mit mir. Mutter ärgert sich auch, aber weil ich im Ausland bin, kann sie natürlich nichts sagen. Sie betet für mich und ich bete für sie. Ich rufe meinen Bruder an und mein Vater lässt sich verleugnen. Sagt, dass er nicht da ist, obwohl ich es merke. Das schmerzt mich. Ich bete für ihn. Meine Geschwister sagen mir, dass ich schuld wäre, dass er Herzinfarkt hatte und ich ihn durch mein Verhalten ins Grab bringen würde. Mich freut, dass mein kleiner Bruder im Iran auch Christ werden möchte. Aber er weiß nicht, wo er hingehen kann, um mehr über den christlichen Glauben zu erfahren. Ich fürchte mich ihm Adressen von Christen zu geben. Vielleicht wird er gefangen wie so viele andere. Über das Internet hört er aber Predigten. Er fragt mich nach biblischen Zusammenhängen und ich gebe ihm christliche Quellen im Internet, wo er mehr Informationen finden kann.

Für mich ist Jesus keine Religion. Er ist selbst der Weg. Wenn jemand ihn findet, dann findet er das Leben!

Manche werfen mir vor: „Du bist Christ geworden, um als Asylsuchender angenommen zu werden!“ – Aber ich bin wirklich Christ geworden! Natürlich gibt es auch andere, die das nur vorgeben. Aber auch sie will der Herr suchen und finden. Allein wichtig ist es, auf den Weg zu Jesu zu kommen. Bei mir war es mein Vater, der mich über Umwege zu Jesus führte. Bei anderen ist es der Druck als Asylsuchende, die dadurch zum Herrn getrieben werden. Es steht dem Herrn frei, wie er es macht und welche Methoden er auch immer verwendet.

Im Moment arbeite ich als Küchenbauer. Ich liebe es einfach mit Holz zu arbeiten. Ich wünsche mir auf in Deutschland in diesem Beruf weiter zu arbeiten.

Die christliche Gemeinde halte ich an erster Stelle für wichtig für Christen. Zweitens ist natürlich der eigene Glaube wichtig. Drittens ist es wichtig andere mit Worten einzuladen, ihnen Liebe zu zeigen, ihnen von Jesus Zeugnis zu geben. Ich möchte meine Lebensgeschichte aufschreiben und will natürlich noch heiraten, wenn Gott es möglich macht.